Montag, 16. Januar 2012

Nichts dazu gelernt

Heute hat mir die Agentur für Arbeit Bescheid gegeben, dass die Stelle, auf die ich mich beworben habe, schon besetzt wurde.
Die Dame, die mir die Absage zukommen ließ, ist dieselbe, die mich anrief, um zu wissen, ob ich mich für die Stelle interessiere und an die ich meine Bewerbung schickte. Sie hätte wissen müssen, dass ich Frau Özlem und nicht Herr Özlem bin. Aber unser Telefonat lag schon über drei Monate zurück und das Foto in meiner Bewerbung war anscheinend nicht eindeutig dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen.

Ich habe ihr wahrscheinlich zu viel zugetraut, als ich dachte, sie würde es beim nächsten Mal wissen.

Montag, 26. Dezember 2011

"Gehen Sie doch zurück in die Türkei!"

Wenn ich mit meinem Professor über meine Berufspläne sprach, schlug er mir immer wieder vor in die Türkei zu gehen. Anfangs sagte er: "Gehen Sie doch zurück in die Türkei." Ich erklärte ihm, dass es für mich nicht ein Zurückgehen wäre. Deutschland sei meine Heimat und die Türkei für mich ein Urlaubsland. Später ließ er das "zurück" weg. Das "gehen Sie" blieb.

Am Ende meines Kolloquiums wollte er wissen, was ich vor habe und was meine damalige türkischstämmige Kommilitonin macht. Ich erzählte, dass sie in die Türkei gegangen ist, da sie in Deutschland keine Arbeit fand. Er war überrascht. Ich fragte ihn, warum er überrascht sei, schließlich habe er allen Studenten mit türkischem Migrationshintergrund, die er kannte, geraten in die Türkei zu gehen. Zu russischen und chinesischen Auslandsstudenten und Studenten mit vietnamesischer oder anderer Herkunft hörte ich ihn nie sagen, dass sie gehen sollen. Er fing an sich zu verteidigen. Die Türkei ist ein aufstrebendes Land. Es gibt gute Beschäftigungsmöglichkeiten. Die türkischen Sprachkenntnisse seinen von Vorteil. Er war sehr nervös und sprach immer schneller.
Mir war egal, was er sagte. Keines seiner Worte hätte meinen gewonnenen Eindruck ändern können.

In meinem Studiengang gab es nur wenige Studenten türkischer Herkunft. Ich kann sie an zwei Händen abzählen. Keiner kam aus einer Akademikerfamilie und alle hatten so ihre Sorgen und Schwierigkeiten im Studium. Während die anderen Kommilitonen gelassen studierten, hatten wir zu kämpfen.

Ich weiß noch wie es war, als ich nach meinem Kolloquium zu meiner Mutter fuhr. Alle meine Geschwister kamen. Dieses Diplom war nicht nur ein Abschluss für mich, sondern auch für meine Familie.

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Meine zwei Englischkurse

Um meine Zeit bis zum nächsten Job sinnvoll zu nutzen, besuche ich einen Englischkurs.

Den Kurs mache ich am Wall Street Institute. Man sitzt die meiste Zeit am PC, sieht sich kurze Filme an, spricht Sätze nach, erledigt Aufgaben und arbeitet in seinem Buch. Wenn ich Glück habe, sind auch andere Studenten (so werden die Kursteilnehmer genannt) da, die sich auf englisch unterhalten wollen und können. Sonst gibt es noch Gruppenunterricht und die Stunde (Encounter) nach jeder Unit.
Einige Lehrer sind oft unmotiviert und versuchen erst gar nicht dies zu verbergen.
Die Berater haben nur eine Funktion: Kurse verkaufen.
Das Service Personal ist oft ziemlich unfreundlich. Mir ist aber aufgefallen, dass dieses auch sehr nett sein oder spielen kann, wenn potentielle Kunden im Raum sind.
Na ja, ich beschäftige mich mit der englischen Sprache und hoffe, dass es mir etwas bringt.

Zu Hause sehe ich "Breaking Bad" auf englisch. Mit der 4. Staffel bin ich nun am Ende angekommen. Ich möchte glauben, dass das etwas genützt hat.

Dienstag, 15. November 2011

Für die AutoVision bin ich unvermittelbar

Als ich noch Studentin war, habe ich mich für einen Studentenworkshop der AutoVision beworben. Ich konnte sie überzeugen und wurde eingeladen. Der Workshop fand in einer Loge der Volkswagen Arena in Wolfsburg statt. Drei Mitarbeiter der AutoVision, fünf männliche Studenten und ich waren da. Es gab eine Vorstellungsrunde des Unternehmens und der Teilnehmer, ein Teamspiel, ein gemeinsames Essen und natürlich das Spiel von VfL Wolfsburg.

Bei der Vorstellungsrunde habe ich bewusst den Anfang gemacht. Ich habe von meinem Studium, meinem weiteren Engagement und von meiner Person erzählt. Alle waren sehr interessiert und haben auch Fragen gestellt.
Am Abend, als wir Studenten alleine waren, haben mir die anderen erzählt, dass sie meinen Lebenslauf und meine Darstellung sehr beeindruckend fanden und sich nicht direkt nach mir vorstellen wollten. Es war schön zu hören, dass ich solch einen Eindruck hinterlassen hatte.

In meiner Bewerbungsphase habe ich mich selbstverständlich an die Worte der AutoVision Mitarbeiterin erinnert und mich bei ihnen beworben. Nach mehreren Bewerbungen auf unterschiedliche Positionen muss ich wohl einsehen, dass die mich nicht wollen.

Montag, 7. November 2011

Mehr Absagen als Bewerbungen

Ich bekomme mehr Absagen als ich Bewerbungen schreibe. Wie das geht? Ganz einfach: Wenn ich mich bei Firmen online bewerbe und die mich nicht wollen, schicken sie mir eine Absage per E-Mail und eine per Post. So hat das Zara gemacht.
Volkswagen hat mir für eine Bewerbung zwei Absagen im Abstand von zehn Wochen per E-Mail geschickt. Lufthansa Technik hatte fünf Wochen und New Yorker elf Wochen dazwischen.

Wahrscheinlich denken einige Firmen, dass ich das sonst nicht verstehe oder wollen mir deutlich machen, dass ich mich auf gar keinen Fall nochmal bewerben soll. Möglich ist auch, dass die Mitarbeiter keinen Überblick oder einfach nichts anderes zu tun haben. Dann kann man natürlich auch alles doppelt machen, um sich zu beschäftigen.

Während meines Studiums habe ich über zwei Jahre bei Siemens gearbeitet. Als ich mich an einem anderen Standort beworben hatte, bekam ich eine Absage an Herrn Özlem. Da habe ich die Dame von der Personalabteilung angerufen und gefragt, ob meine Bewerbung überhaupt angeschaut wurde. Jeder hätte mich auf meinem Bewerbungsfoto als Frau erkannt. Dann hätte man doch auch eine Absage mit der richtigen Anrede verschicken können. Sie hat mir erklärt, dass jede Bewerbung von einem Mitarbeiter gesichtet wird und das ein Versehen gewesen sein muss.
Die Absage an Frau Özlem, die ich einige Tage später erhalten habe, hätten die sich schenken können.

Mittwoch, 2. November 2011

Zahl der Arbeitslosen

Heute habe ich gelesen, dass es weniger als drei Millionen Arbeitslose in Deutschland gibt. Eigentlich ist das eine gute Nachricht. Da ich aber arbeitslos bin, kann ich mich nur fragen, was ich falsch mache.

Montag, 17. Oktober 2011

Wer denkt an mich?

Arbeitslos zu sein ist nicht schön. Ich kann nichts genießen, weil ich ständig an meine berufliche und finanzielle Situation denken muss.

Was für mich aber noch viel schlimmer ist, meine Familie macht sich Sorgen. Ich habe meinen E-Mail Posteingang gecheckt und gesehen, dass mein Bruder mir Stellenangebote schickt. Eine neue Mail, zwei neue Mails... Als ich am nächsten Morgen wieder nachgesehen habe, hatte ich zwölf neue E-Mails von meinem Bruder mit Stellenangeboten. Er ist nicht der Einzige. Auch meine Schwestern suchen für mich nach Jobs. Sie schneiden Anzeigen aus Zeitungen aus, schicken mir Links zu den Stellenangeboten, von denen sie glauben, dass sie passen könnten und informieren mich über jedes Plakat mit freien Stellen, das sie irgendwo draußen gesehen haben. Man könnte sagen, dass das sehr lieb und aufmerksam ist. Doch erkenne ich mittlerweile eher unerträgliche Sorge in ihren Taten.

Ständig sagen sie mir, dass ich mir keine Sorgen machen muss und ich bald einen Job finden werde. Oft geht es mir gut und ich frage mich, ob ich niedergeschlagen aussehe und sie das deshalb sagen. Aber jetzt glaube ich, dass es sie belastet und sie das sagen, um sich selbst Hoffnung zu machen.

Ich hoffe, ich finde einen Job und alle Sorgen lösen sich in Luft auf.